Datenlecks gehören mittlerweile zu den größten Risiken für Unternehmen – branchenübergreifend und unabhängig von der Unternehmensgröße. Ob durch gezielte Cyberangriffe, Fehlkonfigurationen in der Cloud oder einen unachtsamen E-Mail-Versand: Gelangen personenbezogene oder vertrauliche Informationen nach außen, wird es ernst.
Die Folgen reichen von Vertrauensverlust bei Kunden, Partnern und Mitarbeitenden über erhebliche Reputationsschäden bis hin zu empfindlichen Bußgeldern gemäß Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Im schlimmsten Fall steht sogar die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel.
Doch es gibt gute Nachrichten: Unternehmen, die sich frühzeitig vorbereiten, können im Ernstfall schnell, strukturiert und gesetzeskonform reagieren. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Ihre Organisation gezielt auf ein potenzielles Datenleck vorbereiten – technisch, organisatorisch und rechtlich.
Ein Datenleck – auch als „Data Breach“ bezeichnet – liegt vor, wenn personenbezogene, vertrauliche oder sicherheitsrelevante Informationen einem unbefugten Personenkreis zugänglich gemacht werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob dies vorsätzlich oder versehentlich geschieht.
Typische Ursachen sind der versehentliche Versand von Kundendaten an falsche Empfänger, öffentlich zugängliche Cloud-Verzeichnisse, kompromittierte Passwörter, oder auch Hacker, die sich Zugang zu internen Mails, ERP- oder HR-Systemen verschaffen. Die zunehmende Digitalisierung, mobile Arbeitsplätze und Cloud-Nutzung erhöhen die Angriffs- und Fehleranfälligkeit.
Bevor Sie Daten schützen können, müssen Sie wissen, welche Daten besonders schützenswert sind und wo sie gespeichert werden. Eine strukturierte Datenklassifizierung hilft Ihnen, relevante Informationen zu identifizieren – ob personenbezogene Daten, Vertragsunterlagen, Finanzdaten oder interne Strategiepapiere.
Analysieren Sie, wo diese Daten gespeichert sind (etwa in der Cloud, lokal auf Endgeräten oder in hybriden Umgebungen) und wer Zugriff hat. Erstellen Sie auf Basis dieser Analyse ein Risikoprofil, um gezielte Schutzmaßnahmen ableiten zu können. Tools wie Microsoft Purview oder automatisierte Klassifizierungsrichtlinien im M365 Compliance Center unterstützen Sie dabei.
Ein gut durchdachter Notfallplan ist das Rückgrat Ihrer Sicherheitsstrategie. Der sogenannte Incident-Response-Plan legt fest, wie bei einem Vorfall zu handeln ist: Wer ist Teil des Krisenteams? Welche Schritte erfolgen in den ersten 60 Minuten? Wie werden Behörden, Betroffene und gegebenenfalls die Öffentlichkeit informiert? Welche Kommunikationsvorlagen und Tools stehen bereit?
Orientieren Sie sich an bewährten Standards wie dem BSI IT-Grundschutz oder der ISO 27035, um eine belastbare Struktur zu schaffen, die sich auch unter Druck bewährt.
Im Notfall zählt jede Minute – und unklare Zuständigkeiten führen zu Verzögerungen. Bestimmen Sie im Vorfeld, wer intern meldet, wer die Aufsichtsbehörde informiert, wer mit Geschäftsführung und PR kommuniziert und wer welche Maßnahmen dokumentiert. Eine klare Aufgabenverteilung verhindert Unsicherheiten und sorgt für schnelle Reaktionen.
Ein Datenleck kann nur behoben werden, wenn es rechtzeitig erkannt wird. Investieren Sie in moderne Überwachungstechnologien wie SIEM-Systeme (etwa Microsoft Sentinel oder Splunk), Endpoint Detection & Response sowie E-Mail-Security- und DLP-Lösungen. Maschinelles Lernen und Anomalie-Erkennung helfen, verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu identifizieren. So gewinnen Sie wertvolle Zeit, um Eskalationen zu vermeiden.
Krisenkommunikation will vorbereitet sein – nicht erst, wenn der Vorfall bereits öffentlich geworden ist. Legen Sie im Voraus Kommunikationsprozesse und Inhalte fest: etwa Presseerklärungen, Kundenanschreiben, Meldeformulare für Datenschutzbehörden (gemäß Art. 33 DSGVO) oder interne Statusberichte. Dabei gilt: Offenheit und Transparenz stärken das Vertrauen, ohne Panik zu erzeugen. Konsistente und sachliche Kommunikation ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Krisenbewältigung.
Ein theoretisch gut durchdachter Plan nützt wenig, wenn er in der Praxis nicht funktioniert. Simulieren Sie regelmäßig reale Szenarien in sogenannten Tabletop-Exercises und prüfen Sie, ob Ihre Maßnahmen greifen. Schulen Sie Ihre Mitarbeitenden im Erkennen und Melden von Sicherheitsvorfällen. Und: Aktualisieren Sie Ihren Incident-Response-Plan mindestens einmal jährlich, um neuen technischen oder rechtlichen Entwicklungen gerecht zu werden.
Die Datenschutz-Grundverordnung verpflichtet Unternehmen, Datenschutzverletzungen innerhalb von 72 Stunden nach Bekanntwerden an die zuständige Aufsichtsbehörde zu melden. Dabei müssen Art und Umfang des Vorfalls, die betroffenen Datenkategorien und Personengruppen sowie bereits ergriffene Maßnahmen offengelegt werden. Je nach Schwere des Vorfalls ist auch eine direkte Benachrichtigung der betroffenen Personen erforderlich.
Unternehmen, die gut vorbereitet sind, können diese Anforderungen nicht nur erfüllen, sondern auch Vertrauen zurückgewinnen.
Datenlecks lassen sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht vollständig verhindern – wohl aber professionell bewältigen. Wer Risiken erkennt, klare Prozesse definiert, Zuständigkeiten festlegt, technisch aufrüstet und regelmäßig übt, bleibt auch in kritischen Situationen handlungsfähig.
Denn eines ist sicher: Es ist nicht die Frage, ob ein Vorfall passiert – sondern wann.